Ich hätte einen Vorschlag: Wem in Folge einer Fahrradstraße zu viel zugemutet, zu viel Unannehmlichkeiten abverlangt wird, der schreibe dies auf, verschließe den Brief und vererbe ihn an Kinder und Enkel. Vielleicht zusammen mit einem – am besten sogar gelesenem – Exemplar von Greta Thunbergs neuestem Sammelband oder der neuesten Veröffentlichung des „Club of Rome“.
In beiden wird der Stand der vom Konsum und Lebenswandel verursachten Probleme mit genug Hinweisen auf nötige und mögliche Veränderungen versehen, um den Planeten vielleicht doch noch bewohnbar für Menschen zu halten.
Und beim Zukleben des Briefes darf man sich vorstellen, was wohl Kinder und Enkel in 20 oder 50 Jahren von Eltern oder Großeltern und ihrem Verständnis des Zumutbaren halten, wenn sich nicht bald noch weit mehr ändert!
Für mich selber hoffe ich doch, dass mir in 10 Jahren, wenn ich 70 werde, Besseres einfällt, als ein Auto zu kaufen, um auch dann noch Mineralwasser in die Wohnung zu bekommen: mehrmals Rad fahren, kleine Mengen laufend (!) nach Hause bringen, einfaches Leitungswasser aufsprudeln (wenn es denn dann noch so gut trinkbar aus der
Leitung kommt), das gemeinsam nutzbare (E-)Lastenrad ausleihen (gibt’s jetzt schon bei Bisela und der Stadtbibliothek), eine wirklich große Menge anliefern lassen – und wenn alle Stricke reißen: vielleicht gibt’s ja noch nette Nachbarn, die weiterhelfen.
Und das sind sicher noch nicht alle Möglichkeiten. Vielleicht sind jetzt nötige gesellschaftliche Änderungen mitunter unbequemer, aufwendiger oder schlicht nur anders für einzelne – manche aber haben auch schöne Nebeneffekte. Es bleibt nichts anderes übrig: man muss für Folgen notwendiger Veränderungen mit Fantasie konstruktive Lösungen suchen, ausprobieren, noch mal ändern.
Wer das nicht will, riskiert weit mehr für alle als nur Unannehmlichkeiten für sich. Kleiner Hinweis: Ahrtal, Pakistan,
Florida, Ostdeutschland, Borgholzhausen . . . Und das sind nur die „Wasser-Probleme“. Wenn es wirklich nur um
wegfallende Parkplätze oder erzwungene Umwege ginge: Ich würd’ mich wirklich so sehr freuen! Dafür könnte ich glatt auf eine gute und von vielen befahrbare Fahrradstraße verzichten! Ist nur leider nicht so…
Imke Brunzema
33602 Bielefeld